Apotheker ohne Grenzen Deutschland: Medikamentenspenden nur in Begleitung von Fachpersonal liefern!
25.07.2013
Wie oft hört man aus Katastrophengebieten oder von Menschen, die von Armut betroffen sind den Satz "Wir brauchen dringend Arzneimittel". ... Und dann werden eben "Medikamente" gesendet.
Nur: was bringen Arzneimittel, wenn es nicht die Richtigen sind? Wenn die Wirkstoffe oder die Darreichungsformen nicht passen? Wenn niemand da ist, um vor Ort aus einem Riesenberg von Packungen eine "Apotheke" aufzubauen, die Medikamente zu erklären, zu verwalten und vernünftig nachzubestellen?
Wild zusammengestellte Medikamentenspenden sind "out", denn mit einer bunten Vielfalt von Wirkstoffen in kleinen Mengen lässt sich nicht arbeiten. Arzneimittel aus Deutschland sind zudem in anderen Ländern nicht zugelassen, dürfen also legal gar nicht von einer Hilfsorganisation oder einem Krankenhaus eingesetzt werden. Die deutschen Wirkstoffe sind auch oft in anderen Ländern unbekannt und deutsche Be-schriftungen kann sowieso keiner lesen.
Doch auch das bekannte „Interagency Emergency Health Kit“, eine von der WHO und verschiedenen Hilfs-organisation zusammengestellte Basisausrüstung mit den wichtigsten Arzneimitteln, um 10.000 Menschen über 3 Monate zu versorgen, kann ohne Fachpersonal nicht sinnvoll eingesetzt werden. Man stelle sich allein den dichtgepackten Medikamentenberg vor: 4 m³ nimmt so ein KIT ein! Ein geschulter Apotheker benötigt etwa einen Tag um daraus ein Basisapotheke mit Arzneimittellager aufzubauen. Dann müssen die Medikamente in dafür vorgesehene Tütchen abgefüllt und dispensiert werden. Karteikarten über Tagesab-gaben und Stockcards des Arzneimittellagers sind zu führen, fehlende Wirkstoffe sind nachzubestellen (die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort sind hierfür zu beurteilen), bei der Medikamentenabgabe ist viel zu erklären, da es bei den Patienten oft um Analphabeten geht, usw.
Mit dem KIT kann außerdem nur gestartet werden! Dann ist der Arzneimittelbedarf vor Ort gezielt zu ermit-teln. So wie in Deutschland keiner regelmäßig eine immer gleich aussehende „Standardbestellung“ beim Großhandel vorlegen würde, muss auch in den Katastropheneinsätzen berücksichtigt werden, dass jede Katastrophe anders ist, dass andere Medikamente zum Einsatz kommen.
Ärzte und Krankenschwestern haben gerade in Notfallsituationen eine riesige Arbeitsbelastung, können einen Apotheker vor Ort daher gut gebrauchen! Von den Einsatzärzten die ohne Pharmazeuten arbeiten müssen, hört man oft „Das Arzneimittelzelt war ein einziges Chaos!“ … Muss es aber nicht! Pharmazeuten im Team sorgen für eine vernünftige Apotheke, auch im Katastrophengebiet oder bei der Arbeit in Elends-vierteln!
Genau hierfür setzen sich die Apotheker ohne Grenzen Deutschland ein: Medikamente werden immer bedarfsgerecht gespendet und nur in Begleitung von Fachpersonal geliefert. Im Jahr 2000 gegründet, hat der Verein nun über 1.100 Mitglieder. Gearbeitet wird sowohl in Katastrophensituationen wie auch langfristig in der Entwicklungszusammenarbeit. „Habe hier meinen Beruf zum zweiten Mal entdeckt und mich erneut in ihn verliebt“, ist der Kommentar einer Apothekerin nach vielen Einsätzen.
Der Verein führt regelmäßig Schulungen durch, die speziell für Pharmazeuten und PTA´s gedacht sind. Die Hauptlast der Arbeit wird ehrenamtlich gestemmt, weshalb sich die ad honorem arbeitenden Apotheker und PTA´s sehr über die Unterstützung ihrer Kollegen freuen würden! „Wir setzen uns für gute pharmazeutische Arbeit ein, überall, nicht nur in Deutschland. Auch - oder gerade - Opfer von Katastrophen oder von Armut haben ein Recht auf eine gute pharmazeutische Betreuung.“
AoG-Daten:
Hohenlindener Str. 1, 81677 München, Tel.: 089/4155 9738, Fax: 089/4155 9739
Email: info(at)apotheker-ohne-grenzen.de, www.apotheker-ohne-grenzen.de
Spendenkonto 000 507 7591, Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01
Sie können die Arbeit von AoG unterstützen, indem Sie Mitglied werden, durch eine Spende, das Aufstellen einer Spendendose, ehrenamtliche Mitarbeit auch in Deutschland, usw.