Apotheken machen Tag zur Nacht: Die Türen bleiben für eine Stunde geschlossen
26.02.2013
Am 28. Februar bleiben von 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr die Türen in den baden-württembergischen Apotheken geschlossen. Grund ist ein Aktionstag, mit dem über die Bedeutung des Nacht- und Notdienstes der Apotheken informiert wird. Zudem wollen die Apotheker Druck auf die Politik ausüben, endlich das Versprechen einer besseren Honorierung des Notdienstes einzulösen. Die Versorgung der Patienten findet in dieser Zeit über die Notdienstklappen statt.
Im Herbst 2012 hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) angekündigt, den Apo-thekennotdienst ab 1. Januar 2013 mit einer Pauschale honorieren zu wollen. Hierfür hatte das BMG insgesamt 120 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Doch auf die Einführung der Pauschale warten die Apotheker seither vergebens.
Bislang wird der Apothekennotdienst ausschließlich durch eine Gebühr in Höhe von 2,50 € vergütet, die der Apotheker von seinen Patienten im Notdienst erheben kann. „Apotheken im ländlichen Bereich leisten deutlich häufiger Notdienst als Stadtapothe-ken und werden von weniger Patienten aufgesucht. Deshalb würden sie von einer pauschalen Vergütung des Notdienstes am stärksten profitieren“, so Dr. Günther Han-ke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg.
Im Jahr 2012 leisteten die Apotheken in Baden-Württemberg rund 55.000 Notdienste. Aufgrund der sinkenden Apothekenzahl nimmt die Belastung im Notdienst kontinuier-lich zu. Allein im letzten Jahr ist die Zahl der Apotheken in Baden-Württemberg um 65 gesunken. Zum Jahresbeginn 2013 gab es noch 2661 Apotheken. Das entspricht in etwa dem Stand von 1988/1989.
Die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ist für die Einteilung der Notdienste zuständig: „Bei der Einteilung der Notdienste wird es immer schwieriger, eine mög-lichst engmaschige Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten und gleichzeitig die Apotheken vor Ort nicht zu überlasten“, so Hanke. „Die Politik muss deshalb schnell für eine bessere Honorierung sorgen.“
Am Aktionstag versorgen die Apotheken ihre Patienten zwischen 12:00 Uhr und 13:00 ausschließlich über die Notdienstklappe. Die Patienten werden durch Gespräche, Pla-kate und Flugblätter über das Anliegen der Apotheker informiert.
Gründe für die schlechte wirtschaftliche Lage der Apotheken
Die schlechte wirtschaftliche Lage der Apotheken ist auf die vielen Spargesetze im Gesundheitswesen der letzten Jahre zurückzuführen. Zwar wurde das Apothekenhonorar zu Jahresbeginn leicht angepasst. Doch handelte es sich dabei nur um eine mi-nimale Anpassung und um die erste Anpassung seit neun Jahren. Abgezogen werden müssen vom Honorar zudem auch hohe Rabatte an die Gesetzlichen Krankenkassen. Steigende Personal- und Sachkosten sowie immer wieder neue und verschärfte Vor-schriften für Apotheken wie im letzten Jahr durch eine neue Apothekenbetriebsord-nung machen den Apotheken das Leben zusätzlich schwer. Auch der Ärzteschwund im ländlichen Bereich hat negative Folgen für die Apotheken. Rund 80% ihres Umsatzes machen Apotheken mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.
Wo schließen Apotheken: Beispiele
Apotheken müssen sowohl in Städten als auch im ländlichen Bereich schließen.
In 32 der 44 Landkreise in Baden-Württemberg nahm die Zahl der Apotheken ab. Nur in den verbleibenden 12 Landkreisen blieb die Zahl konstant oder nahm minimal zu.
Der Landkreis, in dem absolut die meisten Apotheken schließen, ist der Stadtkreis Stuttgart. Seit 2008 sank die Zahl um 20. Allein im letzten Jahr schlossen 9 Apotheken, bei nur einer Eröffnung (= - 8). Es verbleiben 144 Apotheken.
Im Stadtkreis Mannheim sank die Zahl im letzten Jahr um 5 Apotheken.
Im Bodenseekreis sank die Zahl der Apotheken seit 2008 um 8. Es verbleiben hier 53 Apotheken.
Im Ortenaukreis sank die Zahl im letzten Jahr um 5.
Im Kreis Freudenstadt sank die Zahl im letzten Jahr um 3 auf nur noch 28.
Besonders vom Notdienst belastet sind beispielsweise die Apotheken in Teilen des Schwarzwalds, aber auch im Ostalbkreis oder der Region Odenwald/ Hohenlohe.
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