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LAK-Vertreterversammlung am 21. November 2024

Die 17. Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg tagte am 21. November 2024 zum achten Mal.

Mit einer Stimme sprechen

„Diese Zeit ist geschichtsträchtig. Nicht nur für die Apothekerschaft, sondern für das ganze Land.“ Mit diesen Worten schwor Kammerpräsident Dr. Martin Braun die Mitglieder der Vertreterversammlung gleich zu Beginn der Sitzung auf die anstehenden standespolitischen Herausforderungen ein. Angesichts vieler politischer Unsicherheiten gibt es tatsächlich viel zu tun. Viele gesundheitspolitische Gesetzesvorhaben sind durch den Bruch der Ampelkoalition ins Stocken geraten. Die Apothekerschaft hat erneut die Gelegenheit, die Gesetze und Reformen neu anzupacken und sinnvolle Vorschläge zu machen. Oberstes Gebot dabei: Mit einer Stimme sprechen und sich nicht auseinanderdividieren lassen.

Dr. Braun weist darauf hin, dass der Berufsstand nicht bei Null anfangen müsse. Insbesondere beim Apothekenreformgesetz (ApoRG) konnte nicht zuletzt durch den beharrliche Einsatz der vielen Kolleg:innen ein zentraler Bestandteil des ApoRG abgeräumt werden, nämlich die vollkommen widersinnige Idee einer Apotheke ohne Apotheker:in. Zu vielen Punkten, die in den ersten Entwürfen des ApoRG angesprochen wurden, formulierte die Apothekerschaft praktikable und konstruktive Gegenvorschläge, die zur Absicherung der Apotheke vor Ort einen wesentlichen Beitrag leisten würden. Für die Diskussion mit einer neu formierten Bundesregierung ist also bereits eine solide Gesprächsgrundlage vorhanden.

Auch zur Neustrukturierung der Notfallversorgung liegen die Vorschläge der Apothekerschaft schon lange auf dem Tisch: Wie keine andere Berufsgruppe können Apotheker:innen in den Apotheken vor Ort  die Patientenströme steuern. Eine optimierte intersektorale Kommunikation ist dabei das A und O.

Zentrales Instrument zur Vermittlung der politischen Botschaften werden auch weiterhin Gespräche mit Abgeordneten bei Apothekenbesuchen und auf Parteitagen sein. In Anbetracht anstehender Neuwahlen ist die erneute Adressierung apothekerlicher Anliegen gegenüber der Politik wichtiger denn je. Dr. Braun betont dabei, dass solche Gespräche keine Einbahnstraße seien. Vielmehr führte der Austausch der Argumente dazu, dass beide Seiten gestärkt aus solchen Gesprächen hinausgingen.

Der Präsident appelliert daher an die Mitglieder der Vertreterversammlung, von diesem Format auch in Zukunft Gebrauch zu machen, um die Apotheke vor Ort als Garant für die Gesundheitsversorgung herauszustellen. Beispielhaft greift er das Impfangebot der Apotheken heraus, das der Bevölkerung nicht nur einen besonders niedrigschwelligen Zugang zu Impfungen gewährleistet, sondern auch das Vertrauen in die Apotheken und das Gesundheitswesen als Ganzes stärkt. Dr. Braun wünscht sich daher: „Machen Sie das in noch größerem Stil, denn Impfen hilft allen.“

Das richtige Angebot für alle Mitglieder

Silke Laubscher nahm die Teilnehmenden sodann mit „auf eine Reise durch das letzte halbe Jahr“. Tatsächlich meinte die Vizepräsidentin das wörtlich und berichtete von ihrer Teilnahme am deutsch-chinesischen Bildungsforum im Gesundheitswesen in Heidelberg. Ziel der Konferenz war es, Austausch und Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern bei der Ausbildung des Berufsnachwuchses im Gesundheitswesen zu fördern. Laubscher ging in ihrem Vortrag vor der deutsch-chinesischen Delegation u. a. auf die pharmazeutischen Berufe in Deutschland als Expertinnen und Experten für Arzneimittel und die Strategien gegen den Fachkräftemangel ein.

Anschließend informierte Laubscher die Vertreterversammlung über das reichhaltige Fortbildungsangebot der Landesapothekerkammer (LAK), das sich anhaltend sehr großer Beliebtheit erfreut. Den großen Wunsch der Kolleg:innen nach Fortbildungen im Web-Format erfüllt die Kammer, indem die meisten Veranstaltungen mittlerweile online angeboten werden.

Laubscher unterstrich, dass die LAK bei ihren Fortbildungen alle Mitglieder im Blick habe. Neben dem umfangreichen Angebot für Apotheker:innen aus der Offizin finden auch die Seminarreihe „High Noon“ für Industrie- und Verwaltungsapotheker:innen sowie das Web-Forum für Krankenhausapotheker:innen großen Anklang.

Erstmalig wurde in diesem Jahr eine spezielle Fortbildungsveranstaltung für Apotheker:innen aus Behörden und Verwaltung angeboten. Im Digitalisierungs-Showroom der Landesärztekammer wurden der Weg des E-Rezepts von der Ausstellung bis zur Einlösung live demonstriert und die Herausforderungen dieses Prozesses aufgezeigt.

Anschließend wies Laubscher auf den neuen Podcast „Pharmazie aufs Ohr“ der LAK hin. In kurzweiligen Episoden vermittelt er vielfältige pharmazeutische Themen und ergänzt dadurch weitere niedrigschwellige Fortbildungsangebote der LAK wie die LAK-Mediathek oder die LAK-Microlearnings.

Mit einem überarbeiteten Vortragsportfolio sensibilisieren die Referent:innen der LAK im Rahmen des Projekts Apotheke macht Schule 2.0 wieder Schüler:innen der Klassen 6 bis 10 für Gesundheitsthemen und erfüllen dabei auch eine wichtige präventive Aufgabe. Die Neuauflage des langjährigen Formats konnte nahtlos an alte Erfolge anknüpfen und wird flächendeckend von Schulen in ganz Baden-Württemberg sehr gut angenommen.

Neues aus der Geschäftsstelle

In seinem Bericht legte LAK-Geschäftsführer Dr. Karsten Diers das Augenmerk auf wichtige Kennzahlen und die Leistung der Geschäftsstelle. Beispielsweise verwies er auf die knapp 1.800 Anfragen an das Infocenter in den letzten zwölf Monaten, die in der weit überwiegenden Zahl in weniger als 20 Minuten bearbeitet werden konnten. Darüber hinaus seien die mehr als 700 durchgeführten Kenntnis- und Eignungsprüfungen in den letzten zehn Jahren deutlicher Beleg für die Effizienz der Geschäftsstelle einerseits und für die große Beliebtheit des Ausbildungsorts Baden-Württemberg andererseits.

Auch im Bereich der Weiterbildung kann die LAK immer wieder punkten. Bei den vielfältigen Weiterbildungsangeboten verzeichnet sie stets hohe Anmeldezahlen. Mit den Neuanmeldungen im Gebiet der Allgemeinpharmazie ist die LAK auch im vergangenen Jahr wieder mit Abstand Spitzenreiter unter den Bundesländern, eine Entwicklung, die der Geschäftsführer mit einem Lob an die Teilnehmenden quittierte, denen der Spagat zwischen Arbeit in der Offizin und erfolgreicher Weiterbildungsmaßnahme einiges abverlangt.

Die politischen Entwicklungen und Initiativen beschäftigen die LAK-Geschäftsstelle ebenfalls in steter Regelmäßigkeit. Durch Anfragen von Parteien und aus dem Sozialministerium sowie durch eigene Stellungnahmen hat die LAK die Möglichkeit, sich zu bestimmten Fragen zu positionieren und auf den weiteren Gesetzgebungsprozess Einfluss zu nehmen. Als Beispiele nannte Dr. Diers dabei u. a. das ApoRG, das Notfallversorgungsgesetz und das Heilberufe-Kammergesetz.

Zum Fortschritt bei der energetischen Sanierung der Geschäftsstelle konnte Dr. Diers ebenso ein Update geben. Er informierte die Vertreterversammlung darüber, dass die Angebote der jeweiligen Fachplaner vorlägen, der Bauantrag gestellt und die benötigten Ausweichflächen angemietet seien.

Fortschritt statt Rückschritt

Justiziar Uwe Kriessler konzentrierte sich in seinem Bericht auf die neustrukturierte Notdiensteinteilung ab 2025. Er skizzierte den bisherigen Ablauf der Umstellung und zeigte auch den weiteren Fahrplan auf. Kriessler machte deutlich, dass die Änderungen lediglich die Art und Weise der Einteilung zum Notdienst beträfen, nicht aber die grundsätzliche Pflicht zum Notdienst.

Die algorithmenbasierte Notdiensteinteilung könne wichtige Parameter berücksichtigen und käme damit  den Bedürfnissen vieler Apotheker:innen entgegen. Bei der Entwicklung der neuen Methodik hatte die LAK stets vor Augen, die Versorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten und die Belastung der notdiensterbringenden Apotheker:innen möglichst geringzuhalten. Kriessler dazu: „Wir rücken von dem, was wir unseren Mitgliedern bieten, nicht ab, nur um zu einer digitalen Notdiensteinteilung zu kommen.“

Für die bislang geäußerte Kritik an der Neueinteilung zeigte Kriessler teilweise Verständnis, hob aber deutlich hervor, dass es sich um ein lernendes System handle, das ebenso wie die Apotheker:innen mit einer sinkenden Zahl an zur Verfügung stehenden Apotheken zu kämpfen habe.

Apotheken bleiben im Gespräch

Mit Mirjam Taufenbach stellte sich bei der Vertreterversammlung die neue Pressesprecherin der LAK vor. Ihre politische und journalistische Erfahrung möchte sie künftig gewinnbringend für die baden-württembergischen Apotheker:innen einbringen. Sie berichtet von der zweiten Welle einer Radiokampagne auf DIE NEUE 107.7 zur herausragenden Stellung der Apotheke vor Ort in der Gesundheitsversorgung. Sie kündigte außerdem an, dass Mitgliederinformationen, Terminankündigungen und der Newsletter der LAK ab Januar 2025 die Apotheken und Mitglieder in neuem Gewand erreichen werden.

Taufenbach wies in ihrem Bericht außerdem auf die hohe Bedeutung der sozialen Medien in der politischen Kommunikation hin. Die Apotheken müssen im Gespräch bleiben und von den Politiker:innen gehört werden. Insbesondere im anstehenden Wahlkampf sei es ausgesprochen wichtig, auf Social Media Präsenz zu zeigen, zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Dies erreiche nicht nur eine große Reichweite, sondern signalisiere auch den Zusammenhalt der Apothekerschaft.

Im weiteren Verlauf der Sitzung hießen die Teilnehmer:innen das neue Mitglied Vitalis Njabeleke willkommen. Der Offizinapotheker aus Ehingen (Donau) rückte für den kürzlich verstorbenen Dr. Dietmar Roth nach, dessen Einsatz für die Apothekerschaft Kammerpräsident Dr. Braun in einer bewegenden Ansprache würdigte.

In der Vorstellung des Haushalts für 2025 ging Rechnungsführer Dr. Franz Peter Kaiser u. a. auf einige Besonderheiten des Etats für das kommende Jahr ein. Beispielsweise der anstehende Umbau der Geschäftsstelle führe hier zu temporären Sondereffekten. Ein letztes Mal stellte Berichterstatterin Blanka Wagner außerdem den Rechnungsabschluss für das vergangene Jahr vor. Für ihren Einsatz bedankte sich Präsident Dr. Braun im Namen der gesamten Vertreterversammlung.

Auf der Tagesordnung standen dieses Mal auch fünf Satzungsänderungen. Mit großer Mehrheit wurden dabei jeweils Änderungen an der Weiterbildungs- und Hauptsatzung sowie an der Melde- und Wahlordnung angenommen. Auch die Weitergeltung der Regelungen zu Aufwandsentschädigungen und Reisekostenerstattungen fand unter den Mitgliedern großen Zuspruch.

Eine lebhafte Diskussion löste abschließend ein Antrag mehrerer Mitglieder der Vertreterversammlung aus. Die Antragssteller:innen regten darin an, den Deutschen Apothekertag (DAT) künftig in Berlin auszurichten und nicht wie bisher im Wechsel zwischen Düsseldorf und München. Viele geladene Politiker:innen begründeten ihr Fernbleiben damit, dass der DAT mit der Sitzungswoche des Bundestags zusammenfiele und nicht vor Ort in Berlin stattfinde. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach war beim DAT 2024 wiederholt nur online zugeschaltet. Von der Verlegung in die Bundeshauptstadt erhoffe man sich eine regere Teilnahme von Politiker:innen und dadurch eine stärkere Wahrnehmung des DAT in der Öffentlichkeit.

Einige Kritiker des Antrags argumentierten, dass eine Trennung des DAT von der expopharm, die bisher immer zusammen stattgefunden haben, mit finanziellen und organisatorischen Hürden einhergehen würde. Eine Verlegung der Tagung nach Berlin gewährleiste darüber hinaus nicht, dass tatsächlich mehr politische Gäste am DAT teilnehmen. Dies sei in erster Linie keine Frage des Tagungsorts, sondern des Interesses an der Apothekerschaft.

Dennoch überwog die Zustimmung zum Antrag. So beauftragte die Vertreterversammlung Kammerpräsident Dr. Martin Braun damit, das Thema im nächsten ABDA-Gesamtvorstand einzubringen und zur Diskussion zu stellen.

Die nächste Sitzung der Vertreterversammlung findet planmäßig am 26. Juni 2025 statt.